VORWORT

Die vorliegende Diplomarbeit hat ihre Wurzeln in den besonderen Beziehungen zwischen Bombay und Stuttgart, die seit der Gründung einer Städtepartnerschaft im Jahre 1968 bestehen.

Nach verschiedenen Begegnungen zwischen beiden Städten auf politischer Ebene kam es 1978 zu ersten Kontakten im Bereich der Denkmalpflege. Damals bildete der Gemeinderat von Bombay einen Ausschuß, der sich mit Fragen des Schutzes und der Erhaltung historischer Gebäude innerhalb seines Verwaltungsbereiches befassen sollte. Einzelne Mitglieder dieses Ausschusses nahmen schon kurz nach dem Beginn ihrer Tätigkeit Verbindung zu einigen Stuttgarter Stadträten auf, die sich mit ähnlichen Fragen befaßten. Nach einem Regierungswechsel in der Stadtverwaltung von Bombay wurde der Ausschuß bereits 1980 wieder aufgelöst. Nicht zuletzt aus Protest formierte er sich anschließend in nahezu unveränderter Besetzung ohne Auftrag der Stadtverwaltung weiter, indem er unter dem Namen "Save Bombay Committee" als Bürgerinitiative politisch aktiv wurde. Die Kontakte zu einzelnen Stuttgarter Stadträten bestanden dabei fort und wurden intensiviert. 1984 fragte das Save Bombay Committee in Stuttgart an, ob nicht von hier aus ein Projekt zur Dokumentation der historischen Bausubstanz in Bombay in Angriff genommen werden könne. Diese Frage wurde von einem Mitglied des Stuttgarter Gemeinderates an das Institut für Baugeschichte weitergeleitet und dort positiv aufgenommen.

1985 wurde eine Konzeption für ein solches Projekt entwickelt und formuliert. Zur Finanzierung konnte die Carl Duisberg Gesellschaft in Köln gewonnen werden, die sich bereiterklärte, zwei Personen durch ein Stipendium zu unterstützen. Als zweiter Teilnehmer wurde Urban Keller aus Kassel ausgewählt.

Während unseres Aufenthaltes in Bombay von Dezember 1986 bis März 1987 erfuhren wir weitreichende Hilfe und Unterstützung durch die große Mehrheit der von uns um Rat gebetenen Behörden, Institutionen und Persönlichkeiten. Daß wir zwischendurch auch auf Schwierigkeiten stießen, war in einer solchen Situation vorauszusetzen. So war es zum Beispiel nicht möglich, auf regulärem Weg (d.h. ohne Bestechung) an Planunterlagen bei der Stadtverwaltung zu gelangen. Außerdem erregten wir als Europäer in manchen Stadtgebieten so viel Aufsehen, daß sich große Menschentrauben um uns versammelten und das Fotografieren unmöglich machten. Wirklich unangenehm war nur eine einzige Situation, in der ein elegant gekleideter Herr, der sich als Architekt bezeichnete und sich mit einer Gruppe von Bauarbeitern vor uns aufbaute, Gewalt androhte , falls wir versuchen würden, einen (vermutlich illegalen) Gebäudeabriß zu fotografieren. Dies waren jedoch Ausnahmen, und wir fanden, daß die Menschen sonst überaus freundlich, hilfs- und auskunftsbereit waren.

Namentlich erwähnen möchte ich das Save Bombay Committee, dessen Präsidenten Kisan Mehta und Sekretär Cyrus Guzder; die Bauhistoriker Foy Nissen und S.S. Rege; die Architekten Dayanand Pandya und Mrs. Hema Sankalia; den Direktor des Dr. Bhau Daji Lad Museums, Mr. Mistry; den Studenten Savio Lobo sowie die Hausbesitzer bzw. Verwalter Mrs. Dina Hakim, Mr. Ratanchand Jhaveri und Mr. Hasmukhlal Doshi. Allen sei für ihre vielfältige Unterstützung und Hilfsbereitschaft gedankt. Außerdem bin ich der Carl Duisberg Gesellschaft für die Finanzierung unseres Aufenthaltes zu Dank verpflichtet.

Nicht zuletzt gilt mein besonderer Dank Herrn Prof. Dr. G. Nagel und Herrn Prof. E. Wertz für ihre Bereitschaft, die Arbeit zu betreuen, und für ihre Hilfe und Beratung bei der Vorbereitung des Projekts.

Am meisten Erwähnung und Dank verdient Urban Keller, der am Zustandekommen dieser Arbeit einen erheblichen Anteil hat und der sich nicht nur als Krankenpfleger und moralische Stütze, sondern auch als Freund in einer sehr fremden Umgebung bewährt hat.